Privatrechtliche Aufgaben
Allgemeine Geschäftsbedingungen zu privatrechtlichen Leistungen des bayerischen Beschusswesens (Stand: 01.08.2017)
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Die Prüfung der angriffshemmenden Eigenschaften von Körperschutzausstattungen und -materialien erfolgt nach unterschiedlichen Richtlinien, Normen oder auch nach speziellen Anforderungen der Hersteller und Beschaffer (z.B. Militär oder Polizei).
Hinter dem Überbegriff "Körperschutzausstattung" verbergen sich die Schutzausstattungen, welche am Körper getragen werden oder sonst schützend vor den Körper gehalten werden, um diesen gegen ballistische oder mechanische Einflüsse zu schützen. Beispiele hierfür sind Schutzwesten, Körperschutz (Oberkörper-, Arm-, Bein- und Unterleibsschutz), Schutzhelme, Visiere, Schutzbrillen, Schutzschilde sowie Schutzdecken.
Die Prüfrichtlinien beschreiben Anforderungen, Klassifizierungen und Prüfverfahren für ballistisch-, stich- und schlaghemmende Schutzausstattungen, die Körperteile vor Verletzungen durch Angriffe mit Schusswaffen, Stich- und Schlaggegenständen Schützen sollen. Durch festgeschriebene Prüfverfahren werden einerseits reproduzierbare Ergebnisse gewährleistet und andererseits dem Kunden und Nutzer (z.B. Beschaffer) mehr Markttransparenz verschafft, indem er die Ergebnisse der Produkte verschiedener Anbieter, die nach dem gleichen Prüfverfahren geprüft wurden, objektiv vergleichen kann.
Die Prüfung wird, abhängig der Prüfanforderungen, an Prüfmustern oder fertig konfektionierten Körperschutzausstattungen durchgeführt. Prüfmuster sind Prüflinge die dem ballistischen bzw. mechanischen Schutzaufbau einer fertig konfektionierten Körperschutzausstattung entsprechen, aber nicht tragefertig sind.
Die bayerischen Beschussämter sind in der Lage die zu prüfenden Gegenstände vor der Prüfung definierten klimatischen Bedingungen auszusetzen. Neben konstanter Temperatur (-40 °C bis +180 °C) und/oder Feuchte können auch Klimaverläufe simuliert werden.Ballistische Prüfungen
Ballistische Körperschutzausstattung wird insbesondere benötigt, wenn mit Schusswaffengebrauch zu rechnen ist.
Direkt am Körper getragene Körperschutzausstattung soll den Träger vor Geschosseinwirkung aus Kurz- und Langwaffen schützen. Sie soll nicht nur das Durchdringen des Geschosses verhindern, sondern auch schwere Verletzungen vermeiden, die durch den Impuls des gestoppten Geschosses auf den Körper entstehen können.
Damit eine ballistische Schutzweste mit textilem Schutzpaket auch gegen mechanische Angriffe mit Messern oder anderen scharfen, spitzen Gegenständen schützt, muss die Schutzweste durch einen zusätzlichen Schutzaufbau aufgerüstet werden.Mechanische Prüfungen
Körperschutzausstattung mit einer Schutzwirkung gegen mechanische Einwirkungen wird benötigt, wenn mit Angriffen von spitzen, scharfen Gegenständen und / oder Wurfgeschossen zu rechnen ist. Dabei kann es sich z.B. um Messer, Nadeln oder Pflastersteine handeln.
Wie bei der ballistischen Prüfung werden bei der mechanischen Prüfung Werte über die Durchdringungswirkung des Angriffsgegenstandes als auch die möglichen Verletzungen durch die Eindringtiefe erfasst.
Die Körperschutzausstattungen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Neben Schutzausstattungen ausschließlich gegen mechanische Belastungen gibt es auch die Varianten, welche sowohl gegen mechanische als auch ballistische Einwirkungen schützen.
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Im Beschussamt Mellrichstadt werden neben den ballistischen Prüfungen auch mechanische Glasprüfungen überprüft. Für diese Zwecke stehen zwei Prüfvorrichtungen zur Verfügung.
Prüfung der durchbruchhemmenden Eigenschaften
Bei diesem Prüfverfahren werden die Prüfmuster vertikal in eine Aufnahme gespannt. Mittels einer mechanischen Axt (definierte, konstante Krafteinleitung) werden die durchbruchhemmenden Eigenschaften getestet. Scheiben die diese Prüfung bestehen werden unter anderem in Schaufenstern, Banken oder Sicherheitsbereichen eingesetzt.
Prüfung der durchwurfhemmenden Eigenschaften
Mit einer Fallhöhe von bis zu 9m können Prüfmittel auf den zu prüfenden Gegenstand fallen gelassen werden. Hierzu wird das Prüfmuster horizontal auf bzw. in eine Aufnahme gespannt. Neben Klingen, Dornen und Kugeln stehen zur Prüfung auch Würfel (Simulation eines Pflastersteines) zur Verfügung. Die hier geprüften Gläser finden zum Beispiel ebenfalls in Schaufenstern und Banken aber auch in Fahrzeugen Anwendung.
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Unter plattenartigen Materialien sind in der Regel Erzeugnisse aus Gewebe, organische oder nichtorganischen Materialien, in ein- oder mehrschichtigem Aufbau zu verstehen, aus denen ballistische Schutzgegenstände hergestellt werden. Die einzelnen Schichten können z.B. durch kleben, schweißen, löten, weben, schrauben oder klemmen miteinander verbunden sein. Jede Schicht muss einen durchgehenden einheitlichen Querschnitt aufweisen.
Zertifizierte plattenartige Materialien stellen das Basismaterial für die Weiterverarbeitung in z.B. sondergeschützten Fahrzeugen dar.
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Unter Konstruktionen versteht man beispielweise Tür- und Fensterlemente, Durchreichen, Schiebemulden oder auch Wandaufbauten. Die Prüfung von Konstruktionen umfasst die ballistische Beurteilung der Rahmenkonstruktionen von Fenstern, Türen, Abschlüssen, deren Füllungen und den Anschlussbereich zwischen Füllung und Rahmen in Bezug auf Durchschuss und Splitterabgang. Bei einer solchen Prüfungen werden in der Regel Prüfmuster beprobt, welche konstruktiv der einbaufertigen Lösung entsprechen.
Der ballistische Schutz endet nicht bei der geforderten Durchschusshemmung von, zum Beispiel, einer Fensterscheibe. Die Anbindung des beweglichen Fensterflügels an den Rahmen stellt ebenfalls eine Schwachstelle dar, deren Schutzwirkung zu überprüfen ist.
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Prüfung sondergeschützter Fahrzeuge
Neben der Prüfung einzelner Komponenten gegen ballistische bzw. mechanische Einflüsse führen die beiden bayerischen Beschussämter Mellrichstadt und München auch Prüfungen an kompletten Fahrzeugen durch. Von leicht gepanzerten Varianten die Schutz gegen Kurzwaffen bieten, bis hin zu Fahrzeugen die der ballistischen Einwirkung militärischer Langwaffen-Kaliber standhalten. Zudem kann die Sprengwirkungshemmung unterschiedlicher Explosivladungen überprüft werden.
Da die bayerische Beschussverwaltung keine Möglichkeit hat, Prüfungen in diesem Ausmaß auf eigenem Gelände durchzuführen, finden diese auf einem geeigneten Areal in Bayern statt.
Für detailliertere Informationen wenden Sie sich an das Beschussamt.
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Nicht nur im Rahmen der Prüfung von sondergeschützten Fahrzeugen, sondern auch bei anderen Prüfungen angriffhemmender Materialien können Sprengprüfungen nach Richtlinien, Normen oder kundenspezifischen Anforderungen durchgeführt werden.
Sprengwirkungshemmende Materialien sollen Personen und Sachwerte vor der Sprengmittelwirkung schützen. Nicht nur sondergeschützte Fahrzeuge werden mit Sprengmitteln beaufschlagt, sondern auch bei anderen angriffhemmenden Materialien kann die Wirkung der Sprengmittel in Bezug auf Verformung, Durchdringung, statische und dynamische Ausbeulung und gegebenenfalls Druckwert, beurteilt werden.
Diese Prüfungen finden auf einem zugelassenen, externen Sprengplatz statt.
Eine rechtzeitige terminliche Absprache ist daher zwingend erforderlich.
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Neben den im Leistungsangebot der Beschussämter München und Mellrichstadt aufgeführten ballistischen und mechanischen Prüfungen führt die bayerische Beschussverwaltung auch Prüfungen bzw. Versuche, außerhalb von Normen/Richtlinien, nach speziellen Kundenanforderungen durch.
Die Vielzahl unterschiedlicher Kaliber und Munitionstypen, die vorhandenen technischen und logistischen Möglichkeiten sowie das speziell ausgebildete Personal der bayerischen Beschussämter bieten Ihnen eine kompetente Vorbereitung, eine strukturierte Durchführung und verlässliche Ergebnisse bei ballistischen und mechanischen Versuchen.
Gerne beraten wir sie auch in prüftechnischen Fragen.
Haben Sie ein entsprechendes Anliegen, wenden Sie sich bitte direkt an das Beschussamt Mellrichstadt oder München.